Nach dem Niedergang der römischen Gartenkunst beginnt die eigentliche europäische Gartenkunst erst mit der italienischen Renaissance. Sie ist das Ergebnis eines neuen Selbstverständnisses des Menschen. Er beginnt sich als Individuum zu verstehen und sich aus seinen vorgegebenen institutionellen Ordnungen zu befreien. Vorher, im Mittelalter wurde er immer nur als Mitglied einer Gemeinschaft gesehen. Aus diesem Grunde kennt man auch aus der vorangegangenen Zeit kaum bedeutende Menschen. Und sie ist auch das Ergebnis eines neuen Naturverständnisses der Menschen andererseits. Petrarca veränderte zunächst über seine Reflexionen deren Sicht und die Wiederentdeckung des Aristoteles den rationalen und experimentellen Umgang mit ihr. Mit der Renaissance bekommt die Erfahrung einen neuen Stellenwert.
Vorher gab es zwar schon "Gärten", aber es waren keine bewusst gestalteten künstlerische Räume. Sie dienten allein der Nahrungsbeschaffung (Obst- und Gemüsegärten), der Krankenpflege (Kräutergärten) und im Sommer als hofartiger Aufenthaltsraum, da die Häuser eng, feucht und lichtarm waren und die Familien, zu denen oft mehrere Generationen und das Gesinde gehörten, sehr groß.
In der Renaissance befreite sich das Denken aus der kirchlichen Vormundschaft. Die Bindungen lockerten sich allmählich. Verunsicherungen und Reformversuche traten auf. Ihren Höhepunkt bildete dann in Deutschland die Reformation. Die europäische Neuzeit begann mit dem Verlust des kirchlichen Bildungsmonopols. Europa verlor damit allerdings auch seine geistige Klammer. In den Städten wurde das reiche Bürgertum zum Träger der Kultur.
Viele geistige Strömungen standen am Anfang der Renaissance, besonders der Humanismus. Er baute auf der Kenntnis und Pflege der antiken Schriften. Sie galten als historische Autorität. Er ging von Petrarca aus und wurde später besonders in der Florentiner Akademie gepflegt. Er förderte die Abwendung von der mittelalterlichen Philosophie (Scholastik) und die Hinwendung zu einer nicht mehr kirchlich bestimmten Universität (später wurde unter diesem Ausdruck das Bildungsprogramm des klassisch orientierten Bürgertums verstanden).
Zu diesen Strömungen gehörten:
- der Frühkapitalismus:
Durch die Rationalisierung von Handel- und Finanzwirtschaft gelangten einige
Bürger zu unermesslichem Reichtum (z.B. die Medici in Italien, die Fugger in
Deutschland). Der Reichtum führte zu einem verfeinerten Lebensstil. Zugleich wurde
damit der sinnliche Lebensgenuss wieder bejaht.
- die kirchlichen Reformversuche:
Von deren Notwendigkeit wusste man seit dem 14. Jh.. Die vielen
Bestrebungen erreichten ihren Höhepunkt mit dem Auftreten Luthers. Die Auseinandersetzungen dauerten bis ins späte 18. Jh. (kirchlich mitbestimmte Kriege: Frankreich
1562-98, Deutschland 1618-48, England 1642-49). Danach übernahm der Nationalismus
die geistige Führung.
In der Renaissance wurde der mittelalterliche Gott durch den Menschen als Maß aller Dinge ersetzt. Das Selbstbewußtsein des Einzelnen wurde zur bestimmenden Grundhaltung. Eine neue Geisteshaltung führte zu einem Wechsel der Grundwerte (Paradigmenwechsel). Im neuen Menschenideal verbanden sich der antike Gedanke vom maßvollen, geistig und körperlich gebildeten und emanzipierten Menschen mit dem christlichen Ideal der Gleichwertigkeit. Der Individualist trat an die Stelle des mittelalterlichen Typus. Mit der Renaissance begann die Neuzeit. Sie war die "Wiege der Modernen".
Ein Problem stellt die zeitliche Abgrenzung der Renaissance dar, da Beginn und Ende in den einzelnen Ländern sehr verschieden sind und manche Entwicklungen auch nebeneinander her laufen. Ihre Anfänge sind in Italien. Es übernimmt für zweihundert Jahre damit die geistige Führung in Europa. Florenz wird zunächst zu ihrem geistigen Zentrum.
In Italien war das Gotische nie sehr beliebt gewesen und zugleich träumte man in dem zersplitterten Land von der einstigen historischen Größe. Eine Rückbesinnung auf die eigenen geschichtlichen Leistungen setzte ein, den Glanz des Kaisertums, auf die antiken Schriftsteller und die antiken Kunstideale. Man begann die alten Ruinen zu vermessen und nach antiken Skulpturen zu suchen. Die gewonnen Proportionserkenntnisse wurden mit den menschlichen Maßen verglichen. Gelehrte und Kaufleute brachten die neuen Gedanken nach Mitteleuropa und der neu erfundene Buchdruck half sie zu verbreiten.
Ihren Ausgang nahm die Renaissance von einer kleinen Gruppe bedeutender Künstler um Brunellechi, gefördert von einem damals modernen Geldadel. Durch die Rückgriffe auf die Antike und die Aufnahme geflüchteter griechischer Gelehrter nach dem Fall von Konstantinopel veränderte sich die Blickweise. Das Ergebnis war:
- das Aufkommen der Naturwissenschaften:
Zunächst im Schlepptau der Medizin. Sie zerstörten das
ptolomäische Weltbild und führten zu vielen Entdeckungen. Ab jetzt wurde die Natur
experimentell hinterfragt. Auch die Künstler begannen nach objektiven Grundlagen für
ihre Arbeit zu suchen (z.B. anatomische Studien von Leonardo und Dürer).
- Die Entdeckung der Perspektive:
Sie verhalf der Kunst zu einer wissenschaftlich nachprüfbaren
Grundlage und veränderte andererseits die Sehgewohnheiten des europäischen Menschen
von einer religiös-symbolischen zu einer realistischen Sehweise.
- die Entdeckung des einmaligen Menschen, des Individuums.
Erst seine Entdeckung ermöglichte es,
ihn in seinen Leistungen zu sehen. Die Stellung des Künstlers verbesserte sich dadurch
wesentlich. Die schöpferische Persönlichkeit bekommt in der Gesellschaft eine herausragende Stellung. Seine Arbeiten wurden durch ihre Originalität etwas Besonderes, über
sie konnte er Unsterblichkeit erlangen. Zuvor wurden seine Arbeiten nach einer Lehre
nur von einer handwerklichen Nachahmung bestimmt und in herausragenden Fällen noch
durch Intuition. Seit der Renaissance unterscheidet man den Künstler vom Handwerker,
den Architekten und Ingenieur vom Ausführenden.
Die Renaissance erfasste alle Bereiche des Lebens. In ihr begann man die Künste aufzuteilen, z.B. in die bildenden Künste. Zu diesen gehörte die Architektur, Bildhauerei und Malerei. Während vorher der Zweck eines Kunstwerks sein wichtigstes Kriterium war, wurde es jetzt seine Ausdrucksstärke.
Ihre größten Leistungen vollbrachte die Kunst der Renaissance in Italien. In den übrigen europäischen Ländern begann sie etwa hundert Jahre später durch die Übernahme der italienischen Hochrenaissance und des Manierismus. Ihre genaue zeitliche Abgrenzung ist deshalb schwierig und von verschiedenen lokalen und nationalen Vorkommnissen abhängig. Durch die Beibehaltung spätgotischer Traditionen und dekorativen Stilelementen der Renaissance entstanden einige besondere Stilrichtungen wie die Weserrenaissance.
Allgemein unterscheidet man die
Frührenaissance (etwa 1420 - 1500):
Florenz wird das Kulturzentrum Europas. Dies begann mit der Entdeckung der Zentralperspektive und ihre Übertragung auf alle Bereiche der Kunst. In der Architektur griff man auf die Schriften Vitruvs zurück, die dass Gebäude als eine axiale Anlage beschrieben. Das Hauptmerkmal der Kunst dieser Zeit war ihre enge Verbindung zur Wissenschaft. Für den Künstler war seine Arbeit ein wissenschaftliches Experiment. Neben der Darstellung des nackten Menschen (zunächst in der Skulptur) und der Entdeckung der Landschaft in der Malerei war das unverwechselbare Portrait ein Merkmal dieser Zeit.
Für die Gartenkunst der Frührenaissance wird in der Regel die Zeitspanne von 1450 - 1500 angegeben (die Frist von Albertis Schrift "De architettura", 1452 bis zu Bramantes Entwurf für den Hof des Belvedere in Rom). Alberti legte in seinem Buch in Anlehnung an Plinius d.J. die Kriterien eines solchen Gartens fest:
Merkmale eines Gartens der Frührenaissance
- Haus und Garten sind als Einheit zu denken.
- Der neue Garten soll sich nach außen öffnen:
- Dies erfolgt durch seine Lage am Hang (dadurch konnte über die Umfassungsmauer hinweggesehen werden),
- durch den Fortfall der Pergolen im Innenbereich (dadurch die Öffnung des Blickes nach
oben),
- durch die Änderung der Proportionen (dadurch wurden die Wege zu den Ausblicken
länger und vermittelten dem Garten eine Tiefenwirkung).
- Die Teilbereiche des Gartens haben sich einem Gesamtkonzept unterzuordnen.
- Die Gesamtanlage soll zu einem Spiegelbild der Persönlichkeit des Bauherren werden.
(Ab jetzt war der Garten kein Zufallsprodukt mehr, sondern das Ergebnis einer geistigen Leistung.
Noch kannte man keine Terrassierung (da Plinius keine beschrieb)).
Die eigentlichen Ziergärten waren in der Regel klein, bunt und blumenreich, die Obst- und Gemüsegärten dagegen groß. Der Grundriss dieser Ziergärten war einfach. Sie waren von Hecken und Laubengängen umgeben.
Beliebt waren Topiary (geschnittene Gehölze) und große Tiergehege mit seltenen Tieren, da sie das größte Prestige vermittelten.
Hochrenaissance (etwa 1500 - 1575):
(die Zeit vom Bau des Belvederegartens ab 1503 bis zum Tod Vignolas 1573)
Rom wird zum Zentrum der europäischen Kultur. Die Päpste zogen alle schöpferischen Kräfte Italiens hierher. Hier verwirklichte Bramante das Schönheitsideal seiner Zeit, indem er durch seine Bauten Klarheit, Ausgewogenheit und Monumentalität vermittelte. Ihre Einzelelemente befanden sich in einem Gleichgewicht. Das Gesamtwerk wurde zu einem harmonischen Ganzen.
In der Architektur wurden zwar antike Bauformen übernommen, deren Proportionen mathematisch begründbar waren, es wurde aber etwas völlig Neues geschaffen. Auch in der übrigen Kunst versuchte man harmonische Darstellungen wiederzugeben. Der Mensch wurde jetzt nicht mehr in seiner Individualität gezeigt, sondern überhöht, idealisiert.
Der Garten wurde jetzt endgültig zu einem Kunstwerk und gehörte zum Arbeitsbereich des Architekten. Nur die bedeutendsten Künstler wurden mit seiner Planung beschäftigt.
Merkmale eines Gartens der Hochrenaissance:
- Terrassierung des Geländes:
In der Regel mindestens drei Terrassen. Sie passten sich dem Gelände an. Damit war es
möglich auch steile Hänge gestalterisch in den Griff zu bekommen (Sie waren bereits
durch den Weinbau und von den antiken Villen her bekannt. In der Antike kannte man
aber noch keine einheitliche Grundkonzeption und die Verbindung der Terrassen durch
Treppen).
- Die Verbindung der Terrassen durch Treppen.
- Die Betonung der horizontalen Linien zur Längsachse (= dem Hauptweg) durch Balustraden.
- Die Futtermauern der Terrassen erlaubten das Aufgreifen von Fassadenmotiven und den
Einbau von Grotten.
- Einige wenige Statuen wurden zum Bindeglied zwischen Architektur und Natur. Sie setzten
Akzente, indem sie Linien betonten und Kontraste erhöhten.
- Wasser wurde zu einem wichtigen Gestaltungselement (als Wassertreppe, Kaskade, Fontäne,
Wasserscherz und Erzeuger von Tönen).
Der herausragende Architekt und Gartenkünstler dieser Zeit war Bramante, der bedeutendste Garten sein Terrassengarten des Belvedere in Rom (in der kunstgeschichtlichen Bedeutung nur vergleichbar mit dem Garten von Versailles und Stowe). Wichtig war auch Raffael. In der von ihm geplanten Villa Madama verschmolzen Haus und Garten zu einer bisher nie gekannten Einheit.
Der Belvedere-Garten in Rom
Ein Wunsch der Päpste war es, Rom zur Welthauptstadt werden zu lassen. Dazu gehörte, die Stadt architektonisch aufzuwerten. Julius II. beauftragte deshalb Bramante den Vatikanspalast mit dem höher gelegenen Sommerschlösschen "Belvedere" zu verbinden.
Bramante (um 1444 - 1514):
Schüler Leonardos; begann den Neubau des Petersdomes; begründete die Hochrenaissance mit ihrer Ausrichtung nach antiken Vorbildern und dem Wunsch nach Harmonie.
Die zu lösende Aufgabe war:
- Die architektonische Bewältigung eines Höhenunterschiedes von ca. 20 Meter (bei einer Fläche von
306 x 75 m),
- Die Verbindung zweier völlig unterschiedlicher Gebäude (allein schon von ihrer Größe und damit
ihrem architektonischen Gewicht her).
Bramantes Lösung:
- Aufwertung des Belvederes mit Hilfe einer Vorsatzfassade,
- Überwindung der Höhenunterschiede durch Terrassen und Treppen (dies war für einen Garten neu),
- Verschmelzen von Gebäude und Garten zu einer Einheit,
- Großzügige, harmonische Gesamtlösung.
- Die unterste Terrasse wurde von einer Rasenfläche beherrscht, die für Festveranstaltungen genutzt
werden konnte. Sie endete mit einem halbrunden Abschluss in dem aufsteigende Theatersitzreihen
eingebaut waren. Auf der gegenüberliegenden Seite (zur zweiten Terrasse) bildeten gerade Treppenreihen weitere Sitzplätze für die Zuschauer (insgesamt soll um die unterste Terrasse Platz für 60.000
Zuschauer bestanden haben).
- Von der mittleren Terrasse führten Rampentreppen zur oberen. Hier befand sich ein Parterre mit
einem antiken Beetmuster (Wegekreuz und eine große antike Schale in der Mitte).
- In der oberen Vorsatzfassade war eine große Halbnische, in die im 17. Jh. ein großer Pinienzapfen aufgestellt wurde (deshalb "Giardino della pigna").
- An den Seiten zum Garten befanden sich offene Säulenhallen, die mit fallenden
Terrassenhöhen, jeweils um ein Stockwerk zunahmen, so dass sie auf der untersten Ebene eine dreistöckige Palastfassade entstand.
- In den Futtermauern befanden sich Nischen (wahrscheinlich mit Brunnen).
- Die gesamte Anlage war voller Skulpturen gewesen, die kurz nach der Fertigstellung der Gesamtanlage als gottlos verkauft wurden.
Die Planungen begannen 1503. Bramante selber hat nur die Bauanfänge erlebt. Ligorio führte seine Arbeiten zu Ende. Bereits 25 Jahre nach der Fertigstellung der Gartenanlage wurde quer durch die zweite Terrasse ein Bibliotheksbau errichtet und damit die Gesamtanlage zerstört. Ihr großer Einfluss konnte damit aber nicht mehr verhindert werden. Kaum ein Garten im Bereich der architektonischen Gartenkunst hat einen größeren Einfluss ausgeübt als dieser.
Die Bedeutung des Belvedere-Gartens war:
- Der Garten verschmolz sich mit der Architektur, wurde ein Teil von ihr.
- Die Überwindung von Geländehöhen in einem Garten mit Hilfe von Treppen (zuvor verlegte man sie in seitliche Gebäude). Sie erhielten eine proportionale Bedeutung
- in Bezug auf die Gebäude und innerhalb des Gesamtraumes,
- durch die ständig wechselnden Blickperspektiven beim Hinaufgehen oder Herabsteigen.
- Die Entdeckung der optischen Horizontale (besonders betont durch die Balustraden).
Spätrenaissance (etwa 1520 - 1575):
In der Literatur ist die Existenz einer Spätrenaissance umstritten. Oft wird sie mit dem Manierismus gleichgesetzt, oft mit den letzten Jahren der Hochrenaissance, d.h. den Jahren 1520 (dem Tod der großen Künstler der Hochrenaissance: Bramante 1514, Leonardo 1519, Raffael 1520) und dem Tod Vignolas (1573). Vor den Wohngebäuden stand häufig ein Portikus (Palladio). Allgemein gesehen, nahm die archetektonische Gliederung und Körperlichkeit durch eine vermehrte Dekoration zu (z.B. durch rhythmische Reihungen).
Merkmale eines Gartens der Spätrenaissance:
- Die Gärten erreichten ihre größte Einheit in ihrer Anlage und Atmosphäre. Es bestand eine
sichere Selbstverständlichkeit, ein sicherer Umgang mit dem Licht, ein vollendetes
Maßhalten.
- Die Gestaltungselemente der Gartenkunst wurden voll beherrscht. Ihre Ergebnisse zeichneten
sich aus durch ein sicheres Stilempfinden, einen großen Reichtum an künstlerischen Ausdrucksmitteln und dem individuellen Charakter der Arbeiten.
- Die Gärten erhielten ein zentrales Hauptmotiv (z.B. eine Wasserachse wie in der "Villa Lante"
oder eine Skulpturensammlung wie in der Villa Medici oder in Caprarola).
- Im "giardino segreto" wurde ein eigenständiger Rückzugsbereich geschaffen.
- erste Versuche, ein Waldstück an einen Garten zu binden (Villa Lante).
Vignola arbeitete nach unserem Verständnis als erster gelegentlich alleine nur als Gartenarchitekt. So versuchte er als erster in den römischen Farnesegärten den Garten vom Haus zu emanzipieren. Mit der Villa Lante (oft als der schönste europäische Garten bezeichnet; Urheberschaft nicht ganz sicher) und der Villa Caprarola (das bedeutendste fürstliche Landhaus der damaligen Zeit) war er einer der ganz großen Künstler im Bereich der Gartenkunst. Im venezianischen Bereich schuf Palladio während dieser Zeit seine Bauwerke.
Manierismus:
Er verlief parallel zur Spätrenaissance und dauerte bis zur Entstehung des Barocks. Michelangelo (gestorben 1564) war sein Auslöser. Hier wurden besonders Plastizität, Kraft und Bewegung in einer Fassade oder in einem Körper vereinigt (oft noch unklar gegliedert und überfüllt). Die verschiedenen Einzelelemente steigerten sich zu einer Gesamtwirkung (auf selbständige Details wurde verzichtet). An die Stelle harmonischer Darstellungen traten jetzt Übersteigerungen (z.B. überlängerte Figuren). Es war eine Zeit der Krise. Die Ausdrucksformen der Renaissance wurden oft in verschiedene Richtungen weiterentwickelt.
Merkmale eines manieristischen Gartens:
- Alles war bis zum Übermaß gesteigert.
- Die Terrassen fügten sich nicht mehr in den Hang, sondern der Hang musste sich den
Bedürfnissen anpassen. Man versuchte sich über die Grenzen der Natur hinwegzusetzen.
- Der Garten wurde auf eine Außenwirkung hin angelegt, auf die Zurschaustellung einer lose
miteinander verbundenen Pracht.
- Beliebt waren Überraschungseffekte (z.B. Wasserscherze) und groteske Motive.
- Starke Betonung des Dekorativen. Tragende Elemente wurden oft versteckt.
Die wichtigste Anlage dieser Zeit in Italien war die Villa d'Este (entworfen von Pirro Ligorio).
Frühbarock (in Italien):
Mit der Vereinigung der verschiedenen gestalterischen Einzelelemente zu einem Gesamtkunstwerk begann die Kunst des Barocks.
Merkmale eines Barockgartens:
- Bewusstes Einsetzen der Perspektive:
U.a. durch die Ausrichtung von Alleen und Blickschneisen auf bestimmte selbstgeschaffene oder außerhalb des Gartens stehende Höhepunkte: Architekturen oder Skulpturen,
"points de vue".
- Das Zurücktreten der Beete gegenüber den Alleen :
Deren Betonung erfolgte durch einen Vorplatz als Einleitung und ihre Fortsetzung über
den Park hinaus.
- Der Garten wurde von einem Leitmotiv bestimmt:
In Italien oft das Wasser in seinen Ausdrucksmöglichkeiten. Es war jetzt mehr als ein
Dekorationselement der verschiedenen Gartenteile.
- Die Gärten wurden vielseitiger (während die Paläste immer einheitlicher wurden).
- Die Skulptur erhielt für die Eigenentfaltung Freiräume:
(Vorher stand sie in der Abhängigkeit von der Architektur).
- Die ersten sternförmigen Platzanlagen entstanden.
Das herausragende Beispiel war der Garten der Villa Aldobandini in Frascati. Dieser Ort war schon bei den Römern seit der Antike beliebt (damals Tusculum). Seine üppige Vegetation, sein Wasserreichtum und seine Ausblicke zeichneten ihn aus. Die bedeutendsten Anregungen für den Garten stammten wahrscheinlich von
Domenico Fontana (Villa Montalto und vermutlich der Garten der Villa Aldobrandini. Er setzte als erster verstärkt die Perspektive im Garten ein). Fünfzig Jahre später wurden seine Gedanken in Frankreich aufgegriffen und konsequent zum Höhepunkt geführt.